#stiefelaktion

Thüringen

Eure Bauern aus Thüringen


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12.07.2022

Zunehmend schleicht sich Frust und Existenzangst in die Arbeit.

Für mich stand immer fest, dass ich Landwirt werden möchte, auch wenn ich nicht vom Hof stamme. Nach der Wende ein nicht ganz einfaches Vorhaben, als Frau. Also ging ich nach Niedersachsen. Ich wählte ganz unterschiedliche, vielseitig aufgestellte Betriebe, um mir ein breites Wissen anzueignen, dass ich im Studium vertiefen konnte. Ich heiratete einen Landwirt und wir arbeiten heute zusammen auf einem konventionellen Ackerbaubetrieb in Thüringen. Also alle Wünsche erfüllt. Wirklich? Zunehmend schleicht sich Frust und Existenzangst in die Arbeit. Eine Arbeit, die wir mit Leidenschaft und viel Freude machen. Ursachen gibt es viele. Die schwerwiegendste ist, dass ich das Gefühl habe, dass unser fachliches Können nichts wert ist. Die Gesellschaft sieht uns als Vergifter der Natur, die Politik entscheidet entgegen fachlicher Argumente, Handel und Verarbeitung sehen uns häufig als Ablieferer. Am schlimmsten ist, dass die politischen Vorgaben vor fachlichem Unverstand strotzen. Wie kann es sein, dass naturgegebene Umstände nie berücksichtigt werden? Seit Jahren arbeiten wir pfluglos mit Mulchsaatverfahren - eine Vorgehensweise, die sich in einer der niederschlagsärmsten Regionen Deutschlands als praktikabel erwiesen hat, mit dem Verbot von Glyphosat jedoch auf dem Prüfstand steht. Wir sollen Zwischenfrüchte anbauen. Dass uns Wasser und Verwertungsmöglichkeiten fehlen, wird nicht berücksichtigt. Obwohl organische Düngemittel knapp, Mineraldünger teuer ist und wir uns erfolgreich in Gewässerschutzkooperationen beteiligen, wird uns Überdüngung unterstellt. Zahlreiche Flächen liegen im roten Gebiet. Die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Zunehmend bekommt man das Gefühl, immer nur am kürzeren Hebel zu sitzen. Ideen zu Veränderungen scheitern am bürokratischen Aufwand oder ideologisch beeinflussten Bürgerinitiativen. Wir haben den Willen, Dinge zu ändern, weil wir sehen, dass früher in der Landwirtschaft nicht alles richtig gemacht wurde. Allerdings erwarten wir diesen Veränderungswillen auch von anderen!



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